Die CSU-Fraktion nominierte Bundesagrarminister Horst Seehofer mit 88,4 Prozent als Nachfolger von Günther Beckstein, der nach dem Debakel bei der Landtagswahl vor einer Woche zurückgetreten war. Der neue Ministerpräsident soll am 27. Oktober gewählt werden. Seehofer muss allerdings vorher noch einen Koalitionspartner finden.

Nach der Einigung auf Horst Seehofer als künftigen Parteichef und Ministerpräsidenten will die CSU alle weiteren Streitfragen rasch lösen und wieder zur Geschlossenheit finden. Bereits vor der Landtagsfraktion hatte der CSU-Vorstand einstimmig den Minister als Nachfolger für Beckstein und den scheidenden CSU-Vorsitzenden Erwin Huber empfohlen.

Seehofer kündigte einen neuen, kooperativen Politikstil an. "Basta wird es nicht geben", sagte er am Morgen in München. "Befehl und Gehorsam wird es nicht geben." Er wolle "eine lebendige, frische Volkspartei". Huber zeigte sich "sehr froh" darüber, dass die Partei mit Seehofer eine einvernehmliche Lösung gefunden habe. Beckstein wünschte Seehofer viel Erfolg und stärkte ihm den Rücken: "Er ist ein Mann, der in Berlin höchst erfahren ist."

Die CDU-Vorsitzende, Bundeskanzlerin Angela Merkel, erwartet nun ein Ende der Turbulenzen in der Schwesterpartei. Seehofer sei "die
geeignete Persönlichkeit, die CSU in die Bundestagswahl, in die europäische Wahl und in eine gute Zukunft Bayerns zu führen". Merkel zeigte sich "zutiefst überzeugt", dass sie "prima zusammenarbeiten" werden.

In einer weiteren Abstimmung wurde Georg Schmid mit 80,9 Prozent als Fraktionsvorsitzender bestätigt. Die Wiederwahl des 55-Jährigen galt bis zuletzt als unsicher, da er von vielen Bezirksverbänden stark kritisiert wurde. Die Verschärfung des Rauchverbots in bayerischen Kneipen, Restaurants und Bierzelten und der damit zusammenhängende Stimmungseinbruch für die CSU wurde ihm angelastet.